40 Bände Johnson

Dass Johnson heute kaum gelesen wird, bedauert Helbig. Und dass er vielen gar kein Begriff ist. Seine Zeitgenossen Grass oder Böll kenne jeder, weil sie den Literaturnobelpreis bekommen hätten. Auch Johnson hätte ihn verdient, findet Helbig. Doch nun wird Johnson eine andere Ehre zuteil: die eigene Werkausgabe. Als erster Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde er in ein Förderprogramm der deutschen Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Dank Professor Helbig – und dank eines spendablen Unternehmers.

Ulrich Fries ist Holzunternehmer, promovierter Germanist und neben dem Hamburger Millionär Jan Philipp Reemtsma der wohl größte Mäzen im akademischen Literaturbetrieb. Für die Rostocker Uwe-Johnson-Professur hat Fries schon rund 750.000 Euro seines Privatvermögens ausgegeben. Für den privaten Johnson-Nachlass, den er 2012 nach Rostock bringen ließ, zahlte er dem Suhrkamp-Verlag außerdem einen siebenstelligen Betrag.

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40 Bände in 24 Jahren. Seit vergangenem Jahr läuft die Förderung. Der erste Band „Mutmassungen über Jakob“ soll 2016, der letzte 2038 erscheinen. Dann ist Helbig schon im Ruhestand. Die Laufzeit ist nicht die einzige Herausforderung: Parallel zur gedruckten soll eine digitale Ausgabe entstehen. Alle Dokumente des Nachlasses sollen darin enthalten sein, vom Originalzeitungsartikel der New York Times bis zum Briefwechsel mit Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger.

„So eine moderne Akademie-Ausgabe gab es noch nie“, schwärmt Helbig. Für das Mammutprojekt zahlen Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern je 4 Millionen Euro. Auf dem Festakt im vergangenen Jahr erinnerte Helbig: „Die 24 Jahre öffentliche Finanzierung hätte es nicht ohne die 24 Jahre private Finanzierung gegeben“.

Ralf Pauli, Taz.de