Abrechnung

Nein, ein Roman der Erinnerung an die Kindheit ist dieses Buch allenfalls in zweiter Linie. In erster Linie ist es ein Buch höchst gegenwärtiger Abrechnung. Der Sohn hat darin den Schriftsteller wie einen Revolver entsichert: ‚Es wird alles eines Tages aus mir brechen, Text werden, wenn es erst so weit ist. Der Startschuss fällt. Das erste Wort fällt. Der erste Gedanke gibt mir das Zeichen, mich an die Schreibmaschine zu setzen. Ich bin, was meine Mutter anbelangt, der allbekannte lebensfrohe Dichter, ein terroristischer Schläfer…Ich möchte mein Thema wie einen Bombengürtel tragen, mich mit ihm in die Luft jagen. Anders gelingt der Roman zur Mutter nicht.‘ / LOTHAR MÜLLER, Süddeutsche Zeitung 4.9.

PETER WAWERZINEK: Rabenliebe. Roman. Galiani Verlag, Berlin 2010. 430 Seiten, 22,95 Euro.