Auf der Spur verehrter Köpfe
ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« Nr. 620 • 27. April 2013
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Auf diese Kabinett-Ausstellung im Bergener MIZ am Markt freute ich mich lange vorab. Frank Otto Sperlich, Jahrgang 1951, experimentierfreudiger Maler und Zeichner, engagierter Filmemacher, Kameramann und Regisseur mit Ateliersitz in Karow, zeigt Zeichnungen und Malerei jüngst entstandener Porträts von Menschen, die sein kulturelles Denken weit über vier Jahrzehnte bewegt und geprägt haben. Der Ausstellungstitel »Köpfe und Werk« verblüfft. Ausgestellt sind Porträts. Wo aber sind die Werke der zumeist mit feinnervigen Lineaturen in Szene gesetzten Modelle? Was setzt Frank Otto Sperlich, den seine Freunde kurz und bündig Otto nennen, mit der Namensnennung seiner Protagonisten in den Köpfen seiner Kunstrezipienten frei? Nicht alle sind kundige Kenntnisträger der Werke des Komponisten Beethoven, oder des US-amerikanischen Dichters Charles Bukowski. Wer kennt die Werke von Keith Richards, der zur Gruppe der »bösen Jungs« gehört, die sich Rolling Stones nennen? Wer kennt mehr als fünf Arbeiten des Dichters und Musikers Leonhard Cohen und wer die des Popkulturheroen John Lennon? Was wissen wir eigentlich von den Einsätzen des Dirigenten Kurt Masur in Leipzig und in der Welt? Und wer kennt in aller Ausführlichkeit die bewundernswert couragierten Aktivitäten der Nazijägerin Beate Klarsfeld? Oder kann/soll das MIZ erweiterte Auskünfte geben?
Otto Sperlich, der wegen seiner magischen Wellenbilder schon mal der Aiwasowski Rügens genannt wird, übrigens mit durchaus beachtlichen Verkaufserfolgen, hier in Bergen zeigt er eine wilde, unprätentiöse Handschrift, die auf eine künstlerische Verschmelzung von Leben und Werk seiner Vorbilder setzt.
Die Unmittelbarkeit des Stils hat so gesehen etwas von der Unbekümmertheit der Intentionen Bukowskis. Dessen Hinweis an Kollegen lautete: »Wenn Du schreibst, versuche es nicht, sondern lass es fließen.«
So in etwa zeichnet und malt Otto Sperlich seine Köpfe. Ein sinnliches Erlebnis, auf das man sich gern einlässt. ARTus