Der Fretowische Glaube
Zwar kan ich bereits nicht versichert sein/ daß nicht etzliche undter Euch (Jawol meine Liebsten) mir nicht das beste nachreden/ wiewol ihnen solches die Tugendt nicht befiehlt/ So ist dennoch der Fretowische Glaube so groß bey mir daß ich solches alles/ wen es mir fürgebracht wird/ in den Windt schlage/ und gedencke/ daß ich von euch allen gelobt zu werden/ noch nicht verdienet habe/ bitte aber schließlich/ Ihr wollet dise schlechte Reime so lang verlieb nehmen/ biß der Himmel mir krefte verleihen wirt/ (welches ich dan stetigs wündschen wil) damit ich mein zu dienen begieriges Herze/ und grosse zuneigung/ euch vollenkommen erweisen magk/ und Ihr spüren müget/ daß ich dieselbe in der that und wahrheit bin/ die sich nennet Euwere biß in Ihr finster grab ergebene Dienerin/ als unwürdige Mitgenießerin Fretowischen Fröligkeit.
Den 8. Decemb. An. 1633
S.S.
[Sibylla Schwarz, Einleitung zu ihrem Gedicht „Fretowische Fröligkeit“. Als sie das schrieb, war sie 12 Jahre alt. Viereinhalb Jahre später hatte ein finster Grab in der Greifswalder Nikolaikirche sie eingeholt.]