Erinnerungs-Junkie Feininger
Die Zeichnung mit der von Bäumen umrahmten Benzer Kirche verbreitete bei ihrer ersten öffentlichen Präsentation durchaus einen gewissen Zauber. Insulaner und Gäste umringten am Dienstagabend auf dem Benzer Kirchhof die Staffelei, um am Entstehungsort einen Blick auf das Werk des berühmten Malers Lyonel Feininger zu werfen, das bisher noch nie in einer Ausstellung oder einem Buch zu sehen war. „Ich beglückwünsche die Gemeinde Benz, dass sie dieses wunderbare Blatt mit ihrer Kirche erwerben konnte“, hatte zuvor Dr. Birte Frenssen vom Pommerschen Landesmuseum in Greifswald erklärt. Und: Sie freue sich sehr, die Zeichnung im Museum betreuen zu dürfen. Denn wie berichtet, wird die Gemeinde die Feininger-Arbeit, die mit finanzieller Unterstützung der Sparkassen-Stiftung und der Stadt Greifswald von einem privaten Sammler angekauft wurde, als Dauerleihgabe nach Greifswald geben. Ständig wird das Kirchen-Bild aber auch im Landesmuseum nicht zu sehen sein, machte Birte Frenssen deutlich. Denn Grafiken seien etwas sehr Fragiles und müssten, um sie zu erhalten, im Depot aufbewahrt werden. Daher werde man auch die Feininger-Zeichnung nur punktuell zeigen und für eine solche Präsentation habe sie den 29. August 2012 bereits fest im Kalender, sagte Frenssen. Denn an diesem Tag vor genau 100 Jahren ist die Zeichnung entstanden, wie die Datierung von Lyonel Feininger belegt. Der Maler sei ein „Erinnerungs-Junkie“ gewesen und habe jedes kleinformatige Blatt mit den Naturnotizen, die Grundlage für künftige Bilder waren, mit genauen vermerken über Entstehungszeit und Ort versehen, berichtete Frenssen. / Claudia Müller, Benz, Usedom-Kurier