Expedition in das Land Unbekannt

ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 586

von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)

Vielleicht ist es Kirsten Gravers Kunst, der Normalität gefundener und unikat gefertigter Objekte eine Nabelschnur zu geben. Eine Nabelschnur, die verknüpft, vielfältige Assoziationen zulässt, unsere Sinne erweitert, betört, mitunter auch verstört, immer aber wohldurchdacht anfacht und damit eine Ausstellung der poetischen Ver-Wandlungen inszeniert, wie sie real viel zu selten Gestalt annimmt.

Für wenige Wochen gehörten die Räume und Flure der Galerie in der Orangerie Putbus ihrer Kunst und der ihrer um drei Jahre jüngeren Kollegin Lene Degett, mit der zusammen sie seit 1995 künstlerische Projekte der Erinnerung im In- und Ausland realisiert.

Der Titel der gemeinsamen Ausstellung: EXPEDITION STOP 3 MEMENTO verweist auf das Anliegen der Ausstellung, das nicht mit der Arbeit der Kollegin konkurriert, sie auch nicht illustriert, wohl aber im Sinne des Generalthemas MEMENTO ergänzt und verstärkt. Der Landkreis Vorpommern-Rügen unterstützt die Aktivitäten beider Künstlerinnen bis heute und richtete zusammen mit der KulturStiftung Rügen die nunmehr dritte Exposition auf Rügen aus.

Der Schwerpunkt beider Künstlerinnen hebt ab »auf die selektive und beeinflussbare Natur unseres Gedächtnisses«. Was folglich erinnert Kirsten Graver nach ihren vorangegangenen Reise-Aufenthalten, den Expeditionen? Was haben wir als mit der Insel doch eng Verbundene vielleicht übersehen? So noch nie gesehen? Man folge aufmerksam den Fundstücke(n) und Aufzeichnungen, die sich einer breit angelegten Klaviatur künstlerischer Ausdrucksformen phantasievoll-poetisch bedient (bei Kirsten Graver sind es Objekte in Mischtechnik, Typo-Grafiken und Installationen) und lasse sich anstecken.

 

Zuletzt sah man derlei Verwandtes in der ersten Orangerie-Ausstellung des Jahres 2012, in den Berührungen der Berlinerin Karla Sachse und Jahre davor in der Kirche zu Landow, in den textilen Rauminstallationen der Stralsunderin Jorinde Gustavs.

Knüpfen und ziehen Frauen sensibler, phantasievoller Fäden der Erinnerung? Es liegt an uns sie aufzunehmen!  ARTus

In der Orangerie Putbus verwandelt die dänische Künstlerin Kirsten Graver (* 1954) Räume. Zeichnung: ARTus