Falladas Kreativität

„In der Lebensspanne von 53 Jahren und sechs Monaten befand sich Fallada vier Mal im Gefängnis, drei Mal in psychiatrischen Kliniken mit unterschiedlicher Dauer, 23 Mal in Heilstätten für Nerven- und Gemütskranke, in Sanatorien – und schrieb fast 30 Bücher“, so Neumärker. Bisherige Fallada-Biografen bezeichneten den Autor von Büchern wie „Kleiner Mann – was nun?“, „Der Eiserne Gustav“ oder „Der Trinker“ als Alkoholiker und Morphinisten. „Das trifft so nicht zu“, betont Neumärker. „Ein Alkoholiker oder Drogenabhängiger hat nicht diese Kreativität.“ Fallada war jedoch seit seiner Jugend ein starker Raucher. Täglich brauchte er mehr als 100 Zigaretten. Die frühe Tabakabhängigkeit sei eine Voraussetzung für das Suchtverhalten nach Morphium, Schlafmitteln und Alkohol gewesen. Das Nikotin half, Nervosität, Ängstlichkeit und Depressivität einzudämmen. Fallada schrieb seine Bücher meist in kürzester Zeit. Er schlief dann kaum, nahm Schlafmittel, zeitweilig auch Morphium, trank Alkohol. / Birgit Sander, Berliner Morgenpost

Klaus-Jürgen Neumärker: Der andere Fallada. Eine Chronik des Leidens. Steffen Verlag. 416 S., 26,95 Euro 2., korr. Auflage, 416 Seiten, 82 Abbildungen, Festeinband mit Schutzumschlag ISBN 978-3-941683-49-5