Freiberger Bücherschätze
ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 602 • 22. Dezember 2012
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Das Buch Freiberger Bücherschätze von Volker Bannies, jüngst in der Stralsunder Edition herre erschienen, ist ein Schatz. Ein Schatz-Buch über Bücher-Schätze, die sich in der letzten noch existierenden historischen Schulbibliothek Sachsens, der Andreas-Möller-Bibliothek, finden lassen.
Ich habe den von Volkmar Herre exzellent gestalteten Band schon vor seinem Erscheinen kurz in Händen halten dürfen: in Stralsund, der Stadt, in der Verantwortliche mit dem ihnen anvertrauten, nicht minder exklusiven Gymnasial-Bücherfundus 2012 so sträflich, so unfassbar dumm umgegangen sind.
Dem Vorwort des repräsentativen Auswahlbandes über die Freiberger Bibliothek ist ein Spruch des manischen Büchersammlers Richard de Bury (1281–1345) beigegeben, der nicht nur Stralsunder Amtsträgern zu denken geben sollte: »Wir ehren Gott nicht nur durch die Herstellung neuer Bücherbände, sondern erfüllen auch die Pflicht heiliger Ehrfurcht, wenn wir sie dann einwandfrei behandeln, an geeignetem Orte aufstellen und ständiger Pflege anvertrauen, dass sie bei Benutzung sauber bleiben und sicher liegen…«
Das aktuelle Herre-Buch wird sich nicht nur auf meinem Gabentisch finden. Seine Leser werden, da bin ich mir sicher, Stunde um Stunde diesen Prachtband bestaunen, dem Volkmar Herre als kundiger »Büchermacher« seine gestalterischen Fähigkeiten kongenial angedeihen ließ. Das Buch erfüllt die Wünsche all jener, die sich nie genug satt sehen können an der Schönheit uns überlieferter Bücher.
Ich wünschte mir Bücherfreunde wie Volker Bannies und Volkmar Herre überall dort als moralische Instanz, wo der rasende Zeitgeist scheinbar keinerlei Skrupel mehr kennt, seine Akteure nicht mal vor seltenen Büchern halt machen, sie klammheimlich veräußern, so gesehen zum Nachteil unserer Geschichte.
Der rückseitige Einband meiner Weihnachtsgabe ist mit einem Satz von André Gide (1869–1951) versehen. Volkmar Herre hat ihn mit Bedacht gewählt: »Bücher – Ein Haufen toter Buchstaben? Nein, ein Sack voll Samenkörner!«
ARTus