Fünfmal Sibylla Schwarz

Sibylla Schwarz lebte vom 14. / 24. Februar 1621 bis 31. Juli / 10. August 1638, gerade mal 17 Jahre, 5 Monate und 17 Tage. Ihr Werk wurde von Samuel Gerlach in Danzig gesammelt und 12 Jahre nach ihrem Tode, zwei Jahre nach Ende des 30jährigen Krieges gedruckt. Der Originalausgabe ihrer nachgelassenen Werke folgte lange nichts. Es gibt sie noch in mehreren Bibliotheken in Deutschland (u.a. Berlin, München, Wolfenbüttel und Greifswald) und der Welt (Kopenhagen, London, Stockholm, Cambridge / Mass.).

1980 veröffentlichte ein US-amerikanischer Germanist, H. W. Ziefle, dann einen Reprint, der zwar in der Druckqualität Wünsche offenläßt, aber das Werk wenigstens weltweit zugänglich machte und so die Beschäftigung mit Sibylla Schwarz ankurbelte.

Dann vergingen wieder Jahrzehnte. Der Nachdruck ist schon lange vergriffen. In den letzten zwanzig Jahren gab es drei schmale Auswahlausgaben, darunter diese im Leipziger Verlag Reinecke & Voß:

2021 aber ist das Jahr des 400. Geburtstages der jungverstorbenen Dichterin. Voilà, drei Ausgaben, vier Bücher, sechs Bände:

Drei  Paukenschläge, jeden Monat eins. Drei sehr unterschiedliche Ausgaben. Im Januar erschien der erste Band einer zweibändigen Werkausgabe bei Reinecke & Voß, von der es neben der weißen Paperback- auch eine rote Hardcoverausgabe gibt.

(herausgegeben von Michael Gratz, Band 1 hat Hardcover 270  / Paperback 190 Seiten, 298 Fußnoten, Worterklärungen, Paperback 20, Hardcover 40 €  – Nachwort und Materialanhang folgt im zweiten Band).

Im Februar, pünktlich zum Geburtstag, erschien eine Auswahlausgabe von Gudrun Weiland in sprachlich modernisierter Form (Secession, Zürich, 240 Seiten, Worterklärungen und Nachwort, 20 €).

Seit vorige Woche ist auch die dritte Ausgabe raus, eine zeichengetreue Abschrift der Originalausgabe von 1650, herausgegeben von Klaus Birnstiel (Wehrhahn Verlag, Hannover, 310 Seiten, Nachwort). Drei Bücher im gutsortierten Buchhandel – jetzt gibt es keine Ausrede mehr, Sibylla Schwarz nicht zu lesen.

Wer noch mehr will: Inzwischen gibt es mindestens sechs hochaufllösende Pdfs der Ausgaben von Berlin, Greifswald, Kopenhagen, München, Stockholm und Wolfenbüttel, in mancher gibt es reingeklierte Randbemerkungen und Anstreichungen und in einer (Berlin) sogar ein ganzes Sonett, das der Vorbesitzer, der in Greifswald bekannte Ernst Bogislav von Croy, der mit dem Croyteppich, hineingeschrieben hat. Croy kannte die Familie, Sibylla Schwarz hat ihm zwei Gedichte gewidmet, und nach ihrem Tode liest er mit Erstaunen das Werk der jungen Dichterin und lobt, in Pommern sei diese „Jungfer“, was sonstwo Männer seien. – Wer die Handschrift nicht entziffern mag, im zweiten Band der Gesamtausgabe, der auch noch im Jubeljahr erscheint, wird es abgedruckt.