Gedichte von Johann Jacob Grümbke
ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 616 • 30. März 2013
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Auf einen der bedeutendsten Söhne Rügens machten am 22. März, in der neuen Bergener Bibliothek am Markt 12, die Bergener Lokalhistoriker Barb und Karl Zerning aufmerksam. So gesehen einen Tag vor seinem 164. Todestag und ganz in der Nähe seiner letzten Wohnstätte, der »Alten Apotheke«.
Johann Jakob Grümbke starb »am 23.3.1849, mittags ein Uhr«, wusste Erich Gülzow 1938 in seiner Schrift Ein rügenscher Heimatforscher und Heimatdichter – Johann Jakob Grümbkes Leben und Wirken mitzuteilen. Ich erstand die faktenreiche Broschur im vergangenen Jahr als Erstausgabe, in etwa zum Preis eines Standartmittagessens für zwei Personen. Ein Glücksfall!
Sie enthält Verweise auf eine umfangreiche Gedichtsammlung von Grümbkes Hand. Wie zu Zeiten Gülzows befindet sie sich noch immer aufgehoben im Pfarrarchiv zu Bergen. Einzelne Perlen aus dem Gesamtkonvolut erblickten als Abschriften und Kopien das Licht der Öffentlichkeit. Gelegentlich zitiert man gern aus ihnen, auch Zernings taten das und vor ihnen Teschke, Tietz, Farin, Burkhardt, Ewe, Ewert, Haas…
Die literaturwissenschaftliche Schatzhebung aber steht immer noch aus, auch wenn sich Grümbke als Lyriker, mit einer der Sammlung beigegebenen »Selbst-Recension«, völlig überzogen ins Abseits stellte: »Wäre dieser Sündenböcke, / dieser schalen Stümperreime / höchst erbärmliches Geblöke / doch erstickt im ersten Keime! / Manche machen mich erröten, / doch ich kann nicht alle hassen / oder gar ein Herz mir fassen, / eigne Geistesfrucht zu töten. / Mögen sie denn leben bleiben, ungekannt und ungerichtet / von der Dichtkunst edlem Treiben, / bis die Zukunft sie vernichtet.«
Die »Zukunft«, von der Grümbke spricht, ist längst einer differenziert agierenden Gegenwart gewichen. Sie wird kein einziges Gedicht vernichten. Aber in ihr sollte der Grümbke-Lyrik-Schatz endlich gehoben werden und mit ihm Verse, die Grümbke als aufmerksam kritischen und ironischen Mann seiner Zeit auszeichnen, dessen universaler Geist ins Allgemeingut gehört. ARTus