Heinrich Böll und Klaus Staeck
ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 596 • 10. November 2012
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Am 8. November wurde in der Stralsunder Kulturkirche St. Jakobi die vom NABU Rügen initiierte und nun nach Stralsund überführte Staeck-Plakate-Ausstellung »Wir und das Klima« eröffnet.
Die zuvor als Geheimtipp gehandelte Exposition wurde seit Mitte August 2012 im Atrium der Bergener Sana Klinik gezeigt. Sie ist nun, nur unwesentlich um wenige Plakate reduziert, für knapp zwei Monate Hingucker der Hansestädter und dürfte – wie auf Rügen – für vielfach explosiven Gesprächstoff beim Nachdenken über die vom Menschen forcierte Klimaproblematik sorgen.
Der Künstler und Verleger Klaus Staeck, seit Jahren umsichtiger und kritischer Führungsgeist in der Akademie der Künste, war mit dem Schriftsteller Heinrich Böll befreundet. Dass Böll uns in diesen Zeiten »fehlt«, konnte man u.a. einem Staeck-Aufsatz des Jahres 2010 entnehmen, der anlässlich des 25. Todestages Bölls in der Berliner Zeitung erschien. Ich hatte ihn im Band Heinrich Böll/Gedichte – Klaus Staeck/Collagen abgelegt, der im Verlag Lamuv Köln 1975 erschienen war, übrigens versehen mit der Originalsignatur des Autors Böll und des Grafikers Staeck. Ein bibliophiler Schatz, den ich hüte, aus dem ich aber auch immer wieder gern zitiere.
Staeck, der auf Anregung Bölls eigens ein bissig-satirisches Plakat schuf, gab über Böll zu verstehen: »Einer wie er passt anscheinend nicht mehr in unsere rastlose Gegenwart. Als Blogger ist Böll nur schwer vorstellbar… Straferschwerend kommt hinzu, wenn sich einer – gar zu Recht – eine große Volksnähe vorwerfen lassen muss. In einigen Nachrufen klang immerhin leise an, dass jemand wie Böll heute doch irgendwie fehle, noch gebraucht würde in unserer intellektuell eher weichgespülten Wohlfühlgesellschaft. Jedenfalls jemand, der zur richtigen Zeit das Richtige sagt in Zeiten bedrohlich anschwellender Rat- und Mutlosigkeit. Gleich, ob jene, die es angeht, nun hinhören wollen oder nicht… Seine unbestechliche Haltung ist wieder überraschend aktuell, soweit dieser Zustand in unserem anything-goes-Konsens überhaupt noch einen Platz findet. Jedenfalls als Chance, dem alltäglichen Wahnsinn zu trotzen.«
Wir sollten die Bücher des Nobelpreisträgers Bölls wieder lesen, die Plakate von Staeck nicht vergessen anzuschauen. Es lohnt! ARTus