Koeppenpreis für Karl-Heinz Ott

22. Mai 2014

Der Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis 2014 der Universitäts- und Hansestadt Greifswald wird in diesem Jahr dem Schriftsteller Karl-Heinz Ott verliehen. Vorgeschlagen wurde der Schriftsteller von Anna Katharina Hahn, Preisträgerin des Jahres 2012.

Die festliche Übergabe findet in Zusammenarbeit mit dem Literaturzentrum Vorpommern am 23. Juni 2014 um 18.00 Uhr im Geburtshaus des Schriftstellers und Greifswalder Ehrenbürgers in der Bahnhofstraße 4 statt. Oberbürgermeister Dr. Arthur König wird den Preis überreichen. Die Laudatio hält Anna Katharina Hahn. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

Anna Katharina Hahn begründete ihren Vorschlag mit den Worten:

„Karl-Heinz Ott hat besonders in seinen beiden… Romanen ‚Endlich Stille‘ (2005) und ‚Ob wir wollen oder nicht‘ (2008) gezeigt, wie ein Schriftsteller die sogenannte Moderne selbständig und eigensinnig fortschreiben und dabei elegant mit der Tradition spielen kann; überdies hat Ott dabei immer ein scharfes Auge für die sozialen Rahmenbedingungen seiner höchst individualistischen Helden. Dazu kommen ein originärer, unverwechselbarer Stil, eine eigene Sprache – für mich persönlich das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung von Literatur“

Der mit 5.000 Euro dotierte Wolfgang-Koeppen-Preis wird seit 1998 alle 2 Jahre durch die Universitäts- und Hansestadt Greifswald verliehen. Mit ihm wird ein literarisches Wirken gewürdigt, das im Geist Wolfgang Koeppens am Projekt der unvollendeten literarischen Moderne fortschreibt. Der jeweils letzte Preisträger schlägt den neuen vor. Bisherige Preisträger waren Richard Anders (1998), Thomas Lehr (2000), Susanne Riedel (2002), Ludwig Fels (2004), Bartholomäus Grill (2006), Sibylle Berg (2008), Joachim Lottmann (2010) und Anna Katharina Hahn (2012).

 

Über den Preisträger 2014 und Schriftsteller Karl-Heinz Ott

„Karl-Heinz Ott musste sich nach dem Abitur entscheiden, ob er an der Musikhochschule Klavier studieren oder ein geisteswissenschaftliches Studium beginnen will. Er hat Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft gewählt, weil er fürchtete, nicht mehr genügend Zeit zum Lesen zu haben, wenn er sechs bis sieben Stunden am Tag am Klavier sitzen muss. Nun sucht er die Musik in der Sprache – und verwandelt seine Musikalität in Text.“
(Ellinor Krogmann, SWR)

Diese merkliche Lust

Wer von der Musik zur Sprache zurückgeht, verliert nicht nur eine unbestimmte, dem Begreifen entgleitende Intensität, er vernimmt im gleichen Maße ein deutliches Vibrieren zwischen Gestimmtheit und Sinn, Klang und Bedeutung. Gefühl und Gedanke. Beide, die Musik und die Sprache, folgen demselben Ausdruckswillen. Beide arbeiten mit Themen und Motiven, Metren, Rhythmen, Akzenten und Zäsuren, Haupt- und Seitenstimmen, monologischen und kontrapunktierten, versteckten und verschleierten Linien, Kontrasten, Modulationen und Variationen. Und beide handeln von der Vergänglichkeit, ohne sie ausdrücklich zum Gegenstand machen zu müssen: Alle Töne sind, währende wir sie hören, bereits um Schwinden begriffen, und alles, was wir lesen, handelt von Dingen, die in ihrer Anwesenheit abwesend sind. Jener Atem, den wir in den Schriften und Partituren begegnen, bringt etwas zum Schwingen, das sich dem Zugriff verweigert: den Wind, das Tönen der Blätter, den Gesang der Amseln und die der Anschaulichkeit fernen Gedanken. Und dieser Atem erzählt noch da, wo scheinbar ganz anderes zur Sprache kommt, von den Behauptungs- und Selbstzerstörungskämpfen und von stillem Jauchzen über einkehrende Ruhe.
(Karl-Heinz Ott, Aus der Dankesrede zum Hölderlin-Förderpreis, 1999)

„Wer das Glück hatte, …. einen Abend mit Karl-Heinz Ott zu verbringen bei einem guten Essen!, dann erlebten Sie die Teilhabe an einen immensen Wissen, erlebten einen Eloquenz, komplizierte Inhalte und Sachverhalte für das staunende Gegenüber plausibel und verständlich zu machen. Ein Enthusiast, für den vor allen Dingen eines gilt. Großzügigkeit im Denken und Geben.“
(Albrecht Puhlmann über Karl-Heinz Ott)

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