Krasse Zurückweisung

Wilhelm Fink aus Hamburg schickt uns dies mit „Gruss ins Zwischenlager-Gebiet“:

Ein gewisser Schmidt aus Bargfeld wird für den Fontane-Preis vorgeschlagen. Schon morgens tritt er wie körperbehindert aufrecht und steif zu dem Frühstück, das andere Schriftsteller ihm gerichtet haben. Wie für ewig schlägt er altmodisches Hosenbein übers andere, bleibt eine Stunde so sitzen, wehrt mürrisch allen Versuchen mit ihm zu sprechen. Blickt aus dem Fenster, ihm missfällt diese Veranstaltung. Beim Mittagessen erschöpft er alle Liebens würdigkeit und möglichen Gesprächsthemen von GG [= Günter Grass], läßt ihn strampeln, kann nicht hören, nicht antworten, ist von dieser Welt nicht. Abends beant wortet er die freundliche Frage Anderschs nach der vorgesehenen Unterteilung des neuen Buches in drei Spalten mit der Zurückweisung: – ob man hier etwa die Welträtsel lösen wolle? Seine Ehefrau darf nicht Auto fahren lernen, weil sie einem Spatzen auf der Strasse zuliebe die deutsche Literatur opfern würde.
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(Uwe Johnsons Notizen über eine Begegnung mit Arno Schmidt 1964)
Arno Schmidt (* 18. Januar 1914 in Hamburg-Hamm; † 3. Juni 1979 in Celle), Schriftsteller. Seit 1958 wohnte Schmidt im Heidedorf Bargfeld bei Celle, wo alle seine späteren Werke entstanden. Dazu zählt auch Schmidts monumentales Hauptwerk Zettel’s Traum, 1331 dreispaltig beschriebenen DIN-A3-Seiten.
1973 erhielt Schmidt den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main.