Malerei von Lene Degett in Putbus
ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 587
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Das malerische Werk der Dänin Lene Degett steht durchaus im Kontext zu Arbeiten der besten Künstler ihres Landes, zu Bildern von Asger Jorn (1914 – 1973), K.R.H. Sonderborg (1923 – 1973) sowie der Lichtgestalt unter den dänischen Malern der Gegenwart Per Kirkeby (geboren 1938).
Sie alle fallen einem bei der Betrachtung der Bilder Lene Degetts nicht von ungefähr ein. Doch werden wir ihnen mit diesem Schubladendenken gerecht? Diesen Krücken von Zuordnungen, nur weil wir Deutsche gern und viel zu schnell etikettieren?
Lene Degett überrascht mit Arbeiten, die uns gefühlsmäßig visuell-suggestiv ergreifen. So gesehen verbindet sie das mit den genannten Vorbildern der klassischen Moderne. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Viel zu sehr ist sie unterwegs auf selbst gewählten, erwählten Pfaden, ihren »Expeditionen«, die es in dieser spektakulären Ausstellung der KulturStiftung und der Galerie des Landkreises unbedingt anzuschauen lohnt.
Lene Degetts Arbeiten entstehen im arbeitsamen Manipulieren souverän eingesetzter Mittel aus Meditation und Erinnerung. Der Künstlerin gelingt etwas, das einer der großen Streiter für die moderne Kunst, der Kunsthistoriker Werner Haftmann, die Vereinigung des zeitlich Getrennten unserer sinnlichen Wahrnehmungen hin zum Simultanen genannt hat.
Es ist das an keinen vordergründigen Formenkanon gebundene bildnerische Erlebnis von Natur, das sich nur durch Souveränität etablieren kann, das sich auszeichnet durch ausdrucksvolle Verformungen bis hin zu Verwandlungen ins Abstrakt-Gleichnishafte.
Lene Degett gelingen für mich besonders in den mittleren und kleinen Formaten ihrer Monotypien, ausgestellt in den oberen Kabinetträumen der Orangerie, phantasievoll-poetische Bilderwelten, deren Zauber man sich nur unschwer entziehen kann und will. ARTus