Menagerie aus Gedanken

Walter Goes mit „ZEITzeichen / ZEITzeugen“ in Galerie des Landkreises

Hämisch winkt der feiste, goldene chinesische Kater dem nur noch zweitplazierten silbernen deutschen Gartenzwerg zum Abschied; ist er doch im Bergriff, jenen in Sachen wirtschaftlicher Dynamik und überhaupt hinter sich zu lassen.

Zum runden Geburtstag kehrt Walter G. Goes an seine ehemalige Wirkungsstätte, die Galerie des Landkreises in der Putbuser Orangerie, zurück, die er zu DDR-Zeiten einmal leitete. Unter dem Titel „ZEITzeichen / ZEITzeugen“, zeigt Goes erstmals seine Rorschachzeichnungen und Reservagen (Zeichnungen aus Gummiarabikumlösung) und vor allem Objets trouvés – gefundene Gegenstände.

„Goes ist sechzig und nicht dreißig, aber fleißig“, knüttelreimte Laudator Peter Wawerzinek und attestierte seinem Freund eine „Such-Sucht“. Goes beraube die Dinge ihrer natürlichen Eigenschaften, ordne sie neu „und befreit sie dadurch“, lobte Wawerzinek, der unlängst für seinen Roman „Rabenliebe“ den mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt; eine der wichtigsten Literaturehrungen im deutschsprachigen Raum.

Als „Sammler und Zerstreuer“ sieht auch der in Bergen geborene Publizist Holger Teschke seinen Kollegen, dessen Requisiten „vom Pflasterstrand und von den Landstraßen der Erinnerung“ ihn zum politischen Künstler machten.

Aus Fundstücken ließe Goes Gedankenspiele im Sinne Caspar David Friedrichs entstehen, welcher meinte: »Jede Erscheinung der Welt, sinnig aufgefasst, kann ein Gegenstand der Kunst werden.“

So bestehen die kleinen Objekt-Installationen aus gesammelten Teilen von der Porzellanscherbe bis zum Kinderschuh aus dem KZ Stutthof. Goes macht daraus Objekte zu politischen Themen wie Ost-West-Verhältnis, BSE-Seuche, Missbrauchs-Skandal oder Banken-Krise und persönlichen Aspekten wie kindlicher Einsamkeit, menschlichen Beziehungen („Ich war Dein König“) oder der „inneren Emigration“. Dabei begibt sich Goes mit der „Menagerie meiner Gedankensplitter“ mal aufs hohe Ross und mal auf verlorenen Posten.

Zur Ausstellung, die bis 31. Oktober zu sehen ist, erscheint ein Werkkatalog mit Texten von Peter Wawerzinek und Holger Teschke.

Uwe Driest

(Der kurze Text erschien in stark gekürzter Form in der Ostsee-Zeitung)