Schwierigkeiten mit der Literaturförderung

Laut einer Studie, die das Netzwerk der Literaturhäuser 2009 in Auftrag gegeben hat, war Mecklenburg-Vorpommern 2008 das neue Bundesland, das am wenigsten Geld für Literaturförderung ausgegeben hat. Diese wird dort ausschließlich projektgebunden betrieben. Das Literaturhaus Rostock etwa muss wirklich und tatsächlich sämtliche Geldmittel quartalsweise beantragen und abrufen – ein Schwitzkasten, in dessen Klammergriff sich von inhaltlicher Stetigkeit und Größe nur träumen lässt.

Es geht also um Trittsicherheit. Museumsleiter Stefan Knüppel mit seinem Fallada-Museum beantragt und benötigt zwar durchaus auch wechselnde Projektförderungen. Vor allem weiß er aber die private Fallada-Gesellschaft hinter sich, die ihm langfristig den Rücken freihält. Und zugleich findet Fallada als volkstümlicher Autor sogar draußen auf dem Lande ein Teilpublikum, das für Ausstellung und Lesungen zu zahlen bereit ist. Die Exkursion der Hamburger Guttempel-Pensionäre nach Mecklenburg zeigt ja darüber hinaus sogar, dass Literaturvermittlung den Tourismus ankurbeln kann. Wobei Knüppel darum noch lange nicht der Privatwirtschaft das Wort redet. ‚Der Staat muss fördern!‘, sagt er, immerhin gebe es doch anderswo Literaturprojekte in weniger glücklichen Konstellationen, die bloß auf sich gestellt sofort eingehen würden.

In Potsdam, 150 Kilometer und ein Bundesland weiter, gibt es einen Literaturvermittler, der sich mit genau diesen schwierigen Fällen von Amts wegen beschäftigt. Das brandenburgische Literaturbüro wurde nach der Wende vom Land mit einem in Deutschland einzigartigen Auftrag versehen: Im größten Flächenland der Bundesrepublik soll es als einzige Zentralstelle versuchen, Literatur hinaus in die Weite zu tragen. Programmleiter Hendrik Röder arbeitet als eine Art ‚mobiles Literaturhaus‘, das überall in den Landstrichen mit Ideen und Geld lokale Vermittlungsarbeit verstärken oder entfachen soll. / Florian Kessler, Süddeutsche Zeitung 3.8.