Uwe-Johnson-Preis 2010 geht an Christa Wolf

Der Uwe-Johnson-Preis 2010 geht an die Schriftstellerin Christa Wolf. Die 81 Jahre alte Autorin erhält die Auszeichnung für ihren aktuellen Roman „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“. Wolf habe ein „faszinierendes Netzwerk entworfen, in dem die Ich-Erzählerin einmal mehr alltägliche Begebenheiten, Assoziationen, Erlebnisse und Gefühle“ verwebe, lautete das Urteil der Jury.

In dem Buch vermischt Wolf autobiografische mit fiktiven Inhalten. Auf mehr als 400 Seiten setzt sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinander. So tauchte beispielsweise während eines USA-Aufenthaltes im Jahr 1992 eine Stasiakte auf, die ihre Tätigkeit als „IM Margarete“ in den späten 50-er Jahren belegt.

Der Preis wird alle zwei Jahre von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und dem Neubrandenburger „Nordkurier“ an deutschsprachige Autoren vergeben. Er ist mit 12.500 Euro dotiert. Bisherige Preisträger waren unter anderem Walter Kempowski und Jürgen Becker. Christa Wolf wird die Auszeichnung Ende September in Neubrandenburg entgegennehmen. / NDR

Bisherige Preisträger:

1994: Kurt Drawert für seinen Roman „Spiegelland. Ein deutscher Monolog“
1995: Walter Kempowski für sein Werk „Das Echolot“
1997: Marcel Beyer für den Roman „Flughunde“
1999: Gert Neumann für den Roman „Anschlag“
2001: Jürgen Becker für den Roman „Aus der Geschichte der Trennungen“
2003: Norbert Gstrein für den Roman „Das Handwerk des Tötens“
2005: Arno Orzessek für den Roman „Schattauers Tochter“ (Förderpreis)
2006: Joochen Laabs für den Roman „Späte Reise“
2007: Emma Braslavsky für den Roman „Aus dem Sinn“ (Förderpreis)
2008: Uwe Tellkamp für den Roman „Der Turm“
2009: Thomas Pletzinger für seinen Roman „Bestattung eines Hundes“ (Förderpreis)

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Dialog mit dem einstigen Selbst

Bilanz. Christa Wolf sieht es als Aufgabe ihrer Generation, Verdrängtes bewusst zu machen. So stellt sie sich die Frage: „Wie oft im Leben wird man ein anderer?“

Von Susanne Schulz, Nordkurier 19.7.