Ver-rückte Dinge
Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen der Alfried Krupp Fellow Lectures
Ver-rückte Dinge. Objekte zwischen Eigen- und Unsinn in Märchentexten um 1800
Jacob und Wilhelm Grimms Kinder- und Hausmärchen (1810-1856) bilden eine reichhaltige Quelle für dinglichen Eigen-, Un- und Nichtsinn aller Art. Dabei sind es vor allem die kleinen und häuslichen Dinge, die nicht in der Funktion von magischen Helfern aufgehen, sondern auf ein ungeklärtes Verhältnis zum Menschen hindeuten. Insbesondere in der kargen Erstfassung der Märchen aus dem Jahr 1810 werden Dinge wie Nadel, Brief oder Ei auf gleich mehreren Ebenen zum Verstehensproblem, weil mit ihnen nicht allein die Poetik der Texte, sondern auch die Ebene der Überlieferung und Edierung tangiert wird. Aus narratologischer Perspektive werden in diesem Vortrag Fragen nach einer Teilhabe der Dinge an einer ‚Poetik des Un-Zusammenhangs’ gestellt.
Mona Körte ist Privatdozentin am Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der Technischen Universität Berlin. Als Germanistin und Komparatistin hat sie mit einer Arbeit zu Formen der Buch- und Schriftvernichtung in der Literatur der Neuzeit habilitiert. Nach Gastprofessuren an der University of Virginia/USA, am Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und einer Professurvertretung im Bereich Neuere deutsche und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Chemnitz war sie zuletzt am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin an einem Forschungsprojekt zum „Gesicht als Artefakt in Wissenschaft und Kunst“ beteiligt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Deutsch/europäisch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Literatur und Anthropologie, Philologie um 1800, Migration und Kulturtransfer.
Moderation: Professor Dr. Hania Siebenpfeiffer
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