Verbotene Bücher
Manche Bücher konnten die Nazis 1933 nicht verbrennen, weil es sie gar nicht gab. Jedenfalls nicht in deutscher Sprache. Seit mehr als 1000 Jahren leben Juden im Rheinland. Sie schrieben Hebräisch, später auch „Judendeutsch“ (Jiddisch). In dem Gebiet, das heute Deutschland ist, wurden vor 1000 Jahren neben germanischen und slawischen Sprachen auch Latein (in Kirchen, Klöstern, Schulen), Jiddisch und Hebräisch gesprochen. Wenn wir den Mönch von Salzburg, Philipp Melanchthon, Erasmus von Rotterdam oder Jakob Balde, die Lateinisch schrieben, zur deutschen Literaturgeschichte zählen, warum nicht die mittelalterlchen jüdischen Dichter aus Mainz, Worms oder Regensburg?
Innerhalb der Veranstaltung zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung lesen Mitglieder des Vereins pomlit und Gäste Texte von den Nationalsozialisten verbotener Autoren. Darunter wird Michael Gratz Texte jüdischer Deutscher des Mittelalters lesen (die erst beim Pogrom 1938 in großem Maßstab verbrannt wurden).