Von der Entzauberung des Krieges
ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 615 • 9. März 2013
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Als vor 105 Jahren, am 22. März 1908, Albrecht Goes im Pfarrhaus von Langenbeutingen geboren wurde, verzeichnete das Kalendarium den 76. Todestag Goethes. Daraufhin erhielt Albrecht Goes von seinem Vater den Zweitnamen Wolfgang. Der Dichter und Pfarrer Albrecht Goes hat diese so gesehen »geistige Patenschaft« immer als schicksalhafte Nähe verstanden. Goethes Satz »Begegnen ist ein höchstes Liebeglück« aus dem Freie Welt genannten Gedicht von 1821 habe ihn in all den zurückliegenden Jahren begleitet, bekannte Goes bereits an seinem 50. Geburtstag: »Dass es ein Glück ist, begegnen zu dürfen und dass es Liebe empfangen heißt und auch Liebe weitergeben.« Liebe! Und nicht den Krieg!
Ich bin auf meinem Namensvetter nicht zu spät für ein eigenes Ausgerichtetsein gestoßen. Seine in meinem Geburtsjahr 1950 im Friedrich Wittig Verlag Hamburg erschienene Erzählung Unruhige Nacht enthält das sprichwörtlich gewordene Zitat von der »Entzauberung des Krieges«. Seine Aktualität dauert an, siehe den immer noch grassierenden Afghanistankrieg. Goes: »Man muß es dem Bewusstsein der Menschen eintränken, wie banal, wie schmutzig dieses Handwerk ist… Krieg, das ist Fußschweiß, Eiter und Urin. Übermorgen wissen das alle und wissen es für ein paar Jahre. Aber lassen Sie nur erst das neue Jahrzehnt herankommen, da werden Sie’s erleben, wie die Mythen wieder wachsen wollen…«
Goes war ein Meister der kleinen Form, des knappen, stimmigen Ausdrucks. Nein, der große Rebell war er nie, aber er rebellierte wenn es nötig wurde mit dem Wort: in seinen Reden von der Kanzel und in den öffentlichen Reden gegen die Wiederbewaffnung, gegen atomare Aufrüstung, gegen die Notstandsgesetze, gegen den Krieg. Es war die »Sorge um das Ich und um das Du«, das Albrecht Goes umtrieb, von denen seine Erzählungen künden und die Gedichte, die in den Lyrikschatz des 20. Jahrhunderts gehören.
Eine Auswahl der Gedichte bereitet der Märkische Verlag Wilhelmshorst in der Reihe Poesiealbum vor.
Man darf sehr gespannt sein. Ich bin es jetzt schon! ARTus