Von Liebe, Sehnsucht, Zauberei
ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« 598 • 24. November 2012
von Walter G. Goes (Bergen/Rügen)
Heinz Mewius, der Sonderling, das frühe Enfant terrible unter den Künstlern Rügens, ist mit seiner Menagerie der Phantasie in das weiße Haus der Kunst auf Rügen eingezogen, in die Orangerie Putbus. Endlich, möchte man meinen. Auch wenn postum und somit arg spät.
Zu spät? Nein, mit Sicherheit nicht. Es kann in diesen trüben Zeiten nicht genug Lichtblicke geben. Nicht genug Zauber. Nicht genug Beseeltheit. Und nie genügend Liebe. Denn von Liebe sprechen diese wunderlichen Geschöpfe der Sehnsucht des mit nur 60 Jahren(!) im Dezember der Jahrhundertwende verstorbenen Heinz Mewius, der in Laase auf Rügen sein Domizil hatte.
Man hat ihm in der DDR abstruser Weise Widerstand gegen den Staat unterstellt, hat ihm die eine, die einzige Personalausstellung, die ihm Künstlerkollegen vor der Wende in der Sassnitzer Kulturbund-Galerie »Nord« im Mai 1986 schon ausgerichtet hatten, brüsk verboten. Von Asozialität war die Rede und von bewusster Irreführung der Behörden, die noch in der hoch gestreckten Hand einer genial hingehauenen Skulptur eines mannsgroßen Affen (er wird jetzt in Putbus ausgestellt!) einen rechtsradikalen Gruß ausgemacht haben wollten und sich damit selbst ein irrwitziges Zeugnis geistiger Verirrung ausstellten.
Erst nach dem Fall der Mauer, der auch die Willkür inkriminierender Verbote aufhob, konnte der Selliner Galerist Hartwich in einer seiner überhaupt ersten Galerieaktivitäten auf die Singularität des Schaffens von Heinz Mewius verweisen.
Die Preise der im Juni 1991 zum Verkauf angeboten Arbeiten waren moderat. Für eine Möwe musste man »nur« 90 DM berappen, für einen großen pausbäckigen Engel allerdings dann doch schon mal neunhundert. Und das in einer Zeit, als bislang potentielle Kunstinteressenten mehr auf ein schickes Westauto sparten, oder auf die erste Reise ans Mittelmeer; als Kunst nicht mehr den Sehnsuchtsfaktor belegte, der die gesellschaftliche Tristesse aufheben konnte.
Wer heute die alten, ewig jung gebliebenen Mewius-Arbeiten sieht, ihre bedingungslose Universalität, ihr Hineingestelltsein in so gesehen jede Zeit, der wird viel Freude haben an dieser Ausstellung, auf die Freunde seiner Kunst lange gewartet haben. ARTus