Wann lebte Sibylla Schwarz?

Sie lebte vom 14.2.1621 bis zum 31.8.1638, heißt es. Da sich keine Taufregister erhalten haben, wissen wir es nur aus der Leichenpredigt. Der 14.2.1621 war ein Sonntag. Aber sie war kein Sonntagskind. Was bisher nicht bedacht wurde – in den protestantischen deutschen Ländern wurde der gregorianische Kalender erst im Jahre 1700 eingeführt. Während des Dreißigjährigen Krieges gab es in Deutschland und Europa zwei Kalendersysteme, die sich um 10 Tage unterschieden. Sibylla Schwarz wurde am Aschermittwoch geboren, am 24.2. Entsprechend ist auch ihr Todesdatum nicht der 31.7. (ein Sonnabend), sondern Dienstag, der 10.8. Für die Einladung zur Trauerfeier muß man natürlich den gültigen Kalender benutzen – aber als Wallenstein den Pommernherzog in Franzburg zur Kapitulation zwang, war nach seinem Kalender der 20., nach pommerschem Kalender aber der 10.11.1627. Die Urkunde wurde unterzeichnet, sie haben sich nicht verfehlt. Das ist lange her, aber soviel Mühe muß sein. Laut englischer Wikipedia fand die Franzburger Kapitulation am 10.11. alten /20.11. neuen Stils statt, in der deutschen nur am 10. Was für Russen und Engländer selbstverständlich ist, sollte es für uns auch sein.

Das ist nicht die einzige Ungereimtheit in Arbeiten über Leben und Werk der Dichterin. Am Donnerstag, dem 25.4., sprechen Dr. Monika Schneikart und Dr. Michael Gratz um 20 Uhr im Koeppenhaus über Sibylla Schwarz zum Thema: Was wissen wir über sie und woher wissen wir es? Gleichzeitig ist Gelegenheit, ein neues Künstlerbuch mit Gedichten der Greifswalder Dichterin des 17. Jahrhunderts und Grafiken des Berliner Künstlers Ronald Lippok zu ihrem Werk zu betrachten. Sibylla Schwarz lebt – überzeugen Sie sich davon! (An diesem Tag bis 20 Uhr geöffnet)

Aktion des Vereins pom-lit am verfallenden Geburtshaus der Dichterin
Aktion des Vereins pom-lit am verfallenden Geburtshaus der Dichterin