Wer schrieb die Gedichte von Sibylla Schwarz wirklich?

Vortrag von Dr. Monika Schneikart

Donnerstag im Fallada
19.5., 20:00 Uhr

Die Gedichte der pommerschen Barockdichterin Sibylla Schwarz (1621-1638) sind nur in der Druckfassung überliefert, die ihr (angeblicher) Förderer, Mentor oder gar Lehrer Samuel Gerlach 1650 in Danzig herausgegeben hatte. Es gibt keinerlei handschriftlichen Zeugnisse, so dass der Gedanke gar nicht so abwegig erscheint zu diskutieren, wie es sich mit der Autorschaft des Samuel Gerlach wohl verhält? Von der bisherigen Schwarz-Forschung wird ihm immerhin ein maßgeblicher Einfluss auf die junge hochbegabte Sibylla Schwarz zugeschrieben. Als ausgemusterter Kriegsinvalide und arbeitsloser schwäbischer Theologe hatte er 1636 auf der Suche nach einer Anstellung in Pommern auch in Greifswald seine Honneurs gemacht und war so auch in das Haus der Schwarzens in der Baderstraße gekommen. Ein hand-festes Dokument der Beziehung zur 15jährigen Tochter Sibylla ist ihr Eintrag in sein Album amicorum, der allerdings weder deutsche, lateinische noch niederdeutsche, sondern niederländische Verse präsentiert. Es sind keine eigenen Verse – also nur abgeschriebene? Ein früher Poesiealbumeintrag in einem ansonsten fast ausschließlich lateinische Texte enthaltenen Stammbuch? Mitnichten. Mit dieser ausgesprochen auffälligen Visitenkarte präsentiert eine Poetin ihr Programm, in der Muttersprache nach „holländischer Artigkeit“ zu dichten – so zu dichten, wie es die späthumanistische Elite um ihr Zentralgestirn Martin Opitz in diesen Jahrzehnten zum nationalen Programm erhoben hatte.

Über das Stammbuch des Samuel Gerlach und über die Spuren zu holländischen Autoren und Texten in Gedichten von Sibylla Schwarz geht es in dem Vortrag von Dr. Monika Schneikart, zu dem am 19. Mai ins Falladahaus, Steinstr. eingeladen wird.