„Pommern“

Anonyme Kommentare, ich sagte es schon öfter, sind eine Pest des WWW, die man wohl in Kauf nehmen muß. Kehrseite der schamlosen Aufhebung der Privatheit durch Kommerz und Staat, zum Beispiel des wie gewonnen so zerronnenen Briefgeheimnisses.

In einem Blog schreibt ein Anonymus, der sich unter dem Namen eines sowjetischen Marschalls verbirgt:

tschuikow says:

July 8, 2010 at 2:12 pm

pommersche literaturgesellschaft… skuriler name! es sollte doch eigentlich schon seit über 60 jahren klar sein, dass pommern schlicht und einfach geschichte ist. es gibt vorpommern aber pommern ist nicht mehr und daran sollte sich vllt auch die literaturgesellschaft gewöhnen. lediglich revisionisten und neonazis, allen vorran die lokalen, sprechen noch von pommern. ich hoffe natürlich, dass die gesellschafter_innen nichts von all dem sind.

naja, wie heißt es doch so schön: im winter ist der pommer noch dümmer als im sommer!

tschuikow says:

July 8, 2010 at 8:35 pm

guck auf der npd-landeseite nach, sie sprechen dort von “…mecklenburg und pommern”, guck bei den kameradschaftswebsides und -publikationen der region nach, sie heißen u.a. “freies pommern”, geh zum nächsten vertriebenentreffen und höre dir ihre rassistische und revisionistische scheiße an und auch sie werden von pommern sprechen. das sind aber mit ausnahme dieser kulturgesellschaft auch die einzigen die noch von pommern sprechen, weil sie nämlich scheiß revisionisten sind, die die grenzziehung nach dem zweiten weltkrieg nicht anerkennen wollen. pommern gibt es nicht mehr und nur noch die besagten kreise reden davon, insofern mutet es wohl zu recht komisch an, dasz sich die gesellschaft dann doch “pommersche” nennt.

michaelgratz says:

July 9, 2010 at 2:47 pm

Lieber Herr Tschuikow,

falls es nicht unter Ihrer Würde ist, vertiefen Sie sich doch mal in unsere Arbeit. Es ist ja noch viel schlimmer als Sie es sagen: Wir geben auch noch ein “Pommersches Jahrbuch für Literatur” heraus. Der dritte Band erscheint diesen Herbst. Herausgeber sind 2 Germanisten aus Greifswald (Vorpommern) und einer aus Szczecin (Westpommern).

Wer sich nicht so gut mit Geografie auskennt, sei darauf hingewiesen, daß Westpommern östlich von Vorpommern liegt, und daß Vorpommern nicht “Vor Pommern” heißt, wie etwa: “liegt vor Polen”, sondern aus deutscher Sicht der vordere Teil Pommerns ist und das heute in Polen so genannte Westpommern historisch der “hintere” Teil Pommerns war. Wers nicht glaubt, muß bloß auf eine Landkarte gucken.

Im übrigen: Schon mal von “Europa der Regionen” gehört? Unser Pommern ist eine Region zwischen zwei Ländern. Wie der alemannische Sprachbereich zwischen Baden, Frankreich und der Schweiz, wie Schleswig zwischen D und Dän. In unserem Jahrbuch veröffentlichen von Anfang an auch polnische Autoren, im nächsten Band auch ein tschechischer und ein sorbischer. In Band 2 hatten wir einen Text von Bert Papenfuß, geboren in Mecklenburg und zur Schule gegangen in Vorpommern. Diesen Text druckten wir Deutsch und Polnisch. Titel: “Gryf Pomorski”, übersetzt “Pommerscher Greif”. In Band 3 drucken wir eine Kritik der polnischen Übersetzung von einer deutsch schreibenden, in Berlin lebenden Polin namens Anna Panek. Herr Tschuikow wäre gut beraten, seine Informationen nicht nur von der NPD zu holen. Wir bieten gern unsere Hilfe an.

michaelgratz says:

July 9, 2010 at 3:02 pm

noch ein Kommentar sozusagen von links. Ich bin ja ein wenig älter, bin in der DDR aufgewachsen und hab da zum Beispiel Lenin gelesen. Mein liebstes Leninzitat war: “Ein kluger Idealismus ist besser als ein dummer Materialismus”. Ich übersetze mal: Ein kluger Pommer ist mir lieber als ein dummer Linker. Hugh!

1 Comments

  1. Vielen Dank dafür, die textgewordenen Beißreflexe eines politisch wie kulturell bildungshungrigen Linken noch einmal aufzunehmen. Die Röte in meinem Antlitz rührt von der Scham her, nicht von der Sonne.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.