Sibylla Schwarz

Sibylla Schwarz (1621-1638)

Auf die Stadt Friedland in Mecklenburg /
dahin diese beide Eheleute gezogen

O welch ein schöner Ort / O welch ein liebes Land
ist das / nach dem Ihr Euch / o Braut / jetzt habt gewandt /
dahin ihr jetzund  zieht? Es ist des Landes Zier /
die Stadt / die edle Stadt / die liebt Ihr für und für.
Es ist ein solcher Ort / daß jeder sich bemüht /
mit Euch dahin zu ziehn / darum ihr billig flieht
dies Land / das Grimmen heißt / in dem man einig nur
von Zank und Zwietracht weiß. Das Kunststück der Natur
habt Ihr zur Wohnung euch itzunder auserkiest /
O wohl dem / der nicht weiß / wo Grimm´ und Greifswald ist!
Nun ziehet hin mit Lust / zieht hin in Trost und Freud /
zieht hin ins Friedeland / zieht / daß Euch Gott begleit /
die Stadt heißt Friedeland; wo will die blinde Welt
doch immer lieber sein? Das Friedeland gefällt
dem Höchsten selber wohl: durch Friede bleibt der Mann
in seiner Frauen Schoß / daß er alsdann nicht kann /
wann Friede von ihm ist; so muß er oft verlassen
sein Haus / Hof / Weib und Kind / und ziehn auf fremde Straßen /
bloß / elend und allein; und wenn der Friede fehlt /
so ist / wo Sodom ist / alsdann die ganze Welt.
Der Fried ist alls in all / drum ist der beste Weg
ins Friedeland zu ziehn / Ach! mach uns doch den Steg /
O Braut / daß wir Euch nach / auf ebner Bahne / ziehn /
und / wo man fliehen soll / ins Friedeland kann fliehn.
Nun ziehet glücklich heim! Gott geb Euch Glück und Heil!
Gott geb Euch Trost und Rat / und laß Euch ohne Feil
itzt ziehn ins Friedeland! Gott geb Euch Geld und Gut /
das hier itzt in der Welt am allermeisten tut!
Und weil die Stadt / nach der Ihr itzund wollet ziehn /
mit Namen Friedland heißt / begehret nicht zu fliehn
den edlen Lorbeerstrauch. Nun Friedland heißt die Stadt /
dahin Euch Eure Lieb zu ziehn bewogen hat /
Es sei / das gebe Gott / die Tat dem Namen gleich!
wohl dem / der Güter-arm / und doch ist Frieden-reich!

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