Swantow

Eine Anthologie zur Erinnerung an den Dichter Hanns Cibulka? Beim Nachdenken über die Frage, ob ich etwas zu diesem Unternehmen beitragen wolle, möglichst darüber, ob und was uns sein Werk heute noch anginge, kam ich als gelernter DDR-Bürger natürlich sehr schnell auf „Swantow“. Das war Anfang der 80er Jahre das erste „Umweltbuch“ der Republik, der erste gedruckt und öffentlich außerhalb des Schutzraumes der Umweltbibliotheken der Kirche vorliegende Versuch einer Auseinandersetzung mit dem Gefahrenpotential der Atomenergie. Ein schmales Prosabändchen als frühes Echolot in der engen Kluft zwischen Unbehagen und wissenschaftlich-technischem Fortschritt.

Cibulka tat alles, den Geräuschpegel der Publikation herunterzudämmen. Er erfand das „real-fiktive alte Fischerdorf“ Swantow auf Rügen, von wo aus die Lichter des ersten Kernkraftwerkes der DDR in Lubmin zu sehen waren und hielt die Luft an: „Eine tiefe Stille liegt über der Landschaft, selbst der Atem geht zu laut. Nur im Süden, jenseits des Boddens, flackern die Lichter von Lubmin.“ / Bodo Baake, Thüringische Landeszeitung

„Ich habe nichts als das Wort“ – Beiträge zum Werk Hanns Cibulkas, herausgegeben vonGünter Gerstmann, Notschriften-Verlag, Radebeul, 128 S., 11.90 Euro; Hanns Cibulkaveröffentlichte ca. 20 Bücher.

Ein Leserkommentar der TLZ:

swantow, mit verlaub, ist ein ort auf rügen, in dem cibulka ein kleines häuschen nahe dem pastorenhaus und einer mytischen eibe bewohnte…

vgl. hier

3 Comments

  1. ich habe einige Stunden mit H. C. verbracht, obwohl er nur die geringste Zeit seines Lebens in Swantow war. (ich wohnte in Swantow von 1982-1996)
    Der Ort Swantow hat sicher nichts, auch fiktiv, mit einem alten Fischerdorf zu tun, er ist ein 1318 erstmal erwähntes Bauerndorf mit einer später erbauten Kirche, seine slawische Gründung geht auf rühere Zeiten zurück. Eigentlich geht dieses auch aus seiner Erzählung heraus. Swantow = „Swetagore“ = Heiliger Berg. Ich hatte das Glück mit Hanns Cibulka über anliegenden Felder zu gehen, auf „Spurensuche“ zu den „Altvorderen“, was ihn sehr interessierte. 2, 3 Abende habe ich bei ihm bei Tee und Wein in seinem Sommerdomiziel, dem „Backhaus“ verbracht. Wir sprachen über viele Dinge, unter anderen auch über die schlummernden Gefahren, die von den Spielen mit dem Atom ausgingen. Von dem kleinen Häuschen konnten wir bei klarem Abendhimmel die Lichter des AKW Lubmin sehen. Sein lebhaftes Interesse an steinzeitlichen Artefakten bildete kurzzeitlich eine Freundschaft zwischen uns , seine Sorge einer durch menschliches Versagen herbeigezogenen Katastrophe hat mich tief geprägt.
    Volker Rösing ehemals Swantow

  2. ja „swantow“ das absolute gegenteil einer vorstellung des nuklearen zeitalters. schön aber unzugänglicher als damals, noch immer ein magischer, ruhiger ort mit alten eiben, die man noch selten findet. Ein fischerdorf nur in meinen erinnerungen, als ich als 5 jähriger stichlinge in mellnitz gefangen und zum grillen mit nach hause gebracht hatte. Unbeschwert einer last, des 67 km entfernternten Atomkraftwerks in Lubmin. Das „real fiktive fischerdorf swantow“ von wo man bei guter sicht höchstens lichter von poseritz oder puddemin sehen könnte, ist wohl eins der friedlichsten dörfer deutschlands. wo sonst könnte h.c. ruhe und kraft über atompolitik eruieren können.. swetagore braucht keine Atomkraft…
    weiter so…

    Michael Rösing

    1. …schön kommentiert,ich habe mich sehr gefreut über den Kommentar von Michael, obwohl dann stets traurig -schöne Erinnerungen vergangener Zeiten auftauchen. Swantow war und ist ein besonderer Ort, vielleicht habe ich das schon vor langer Zeit gespürt, als es mich an diesem Ort noch gar nicht gab. (Danke Michi!) .

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