Unterschätzt

Über Joachim Lottmann kursieren zwei Äußerungen jüngeren Datums. Die eine stammt von Sibylle Berg: „Joachim Lottmann ist einer der am meisten unterschätzten Schriftsteller Deutschlands, beneidet ob seines grandiosen schriftstellerischen Talents.“ Die andere stammt von Lottmann selbst, er bezieht sich auf seinen neuen Roman: „Dieser Roman ist nicht lustig. Psychische Probleme sind nicht lustig. Lassen Sie sich durch die pseudowitzige Aufmachung des Buches nicht täuschen (nichts für Angsthasen!)“- okay, so weit verstanden.

Und zwar beides. Das Lob der Schriftstellerkollegin, sie sprach es aus angesichts der Verleihung des Wolfgang-Koeppen-Preises. Lottmann ist ein Außenseiter des Literaturbetriebs, in dem andere mehr Bücher verkaufen und wieder andere die Preise und die Stipendien abräumen. Lottmann wird nicht oft gelobt. Er ist ein maßloser Ironiker, ganz gefangen im Spiegelkabinett des Uneigentlichen. Der grundsätzliche Unernst, mit dem er die Berliner Republik betrachtet (zuletzt in dem Band „Auf der Borderline nachts um halb eins“), macht ihn für die Mächtigen verdächtig. / Thomas Andre, Hamburger Abendblatt

Joachim Lottmann: Hundert Tage Alkohol. Kein Roman. Czernin. 160 Seiten, 19,80 Euro; Unter Ärzten. KiWi. 256 Seiten, 8,99 Euro

 

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